2. SONNTAG IM JAHRESKREIS

19. Janurar 2014

Evangelium nach Johannes (1,29-34)

Am vergangenen Sonntag hörten wir aus dem Evangelium von Matthäus eine bildreiche Beschreibung von der Taufe Jesu. Das haben wir als Anlass genommen, um über die Bedeutung unserer eigenen Taufe nachzudenken. Im heutigen Evangelium von Johannes hören wir, wie der Täufer Johannes die Taufe von Jesus erlebt hat und warum er sich gedrängt fühlt, von Jesus zu reden. Zwei ganz wichtige Punkte springen mir hier ins Auge.

Erstens sieht Johannes es als seine wichtige, von Gott bekommene Aufgabe, Menschen auf Jesus und dessen Bedeutung für sie aufmerksam zu machen.

Zum Glauben an Jesus finden auch heute die meisten Menschen, indem sie auf Jesus und seine Weisungen aufmerksam gemacht werden. In der Regel sind dies zunächst die Eltern, Lehrer, Katecheten. Ohne ihre Hinweise auf Jesus würden viele nicht zu Jesus finden.

Aber mit zunehmendem Alter geschieht das nur durch Menschen, die - weil sie sich innerlich mit Jesus verbunden wissen - durch ihre Haltung, ihr Denken und Handeln auf ihn hinweisen. Worte, Katechesen, Religionsunterricht, Predigten sind wichtig, weil sie uns die nötigen „Informationen“ über Jesus vermitteln; aber sie werden bei weitem übertroffen durch Begegnungen mit Menschen, die echt und bewusst ihren Glauben leben und bei denen man spüren kann, wie Jesus in ihnen wirkt. Hier geht es nicht mehr um „können“ oder „ausgebildet sein“, um „Wissen“, sondern ums Herz, das für Jesus „klopft“. Und das sollte bei jedem Christen, jeder Christin, der Fall sein.

Ein zweiter wichtiger Punkt, der mir im heutigen Evangelium auffällt, ist das Zeugnis von Johannes: Er hat gesehen, erfahren, wie Gottes Kraft (Geist) von Jesus Besitz ergriffen hat. Er drückt das bildlich aus mit dieser Taube die vom Himmel kommt. Die Taube war damals ein Sinnbild für Schönheit, Treue und Liebe. Der Geist Gottes „begeister“ einen Menschen, erfüllt ihn mit innerer Schönheit, Treue und Liebe. Das Gegenteil, der Ungeist, macht hässlich, menschenverachtend, zerstörerisch. Jesus ist der Mensch, auf den, über den, in den also der Geist Gottes gekommen ist und wirkt.

Aber nicht nur das: Er, Johannes, tauft mit Wasser – ein Symbol der Reinigung, Jesus aber wird die Menschen mit der Kraft Gottes, mit dem Heiligen Geist, taufen. Wer sich mit Jesus einlässt, in ihn „hinein taucht“, sich von ihm taufen lässt, wird durch den Geist Jesu angesteckt. Auch in ihm wirkt dann die Kraft Gottes, durchdringt ihn, begeistert ihn, erfüllt ihn mit innerer Schönheit, Freude, Treue und Liebe. Gott ist nicht nur über uns und mit uns, sondern auch in uns. Und diese Kraft Gottes wird dann auch in unseren zwischen-menschlichen Beziehungen spürbar.

In Jesus wurden Gottes Erbarmen mit den Menschen, seine heilende Kraft spürbar. Er führte Menschen in eine neue Beziehung zu Gott, in ihm wurde das Reich Gottes gegenwärtig.

Christen sind von Jesus begeisterte Menschen: In ihnen wirkt Gottes Geist, Gottes Kraft der Liebe, der Treue, der Freude. Durch ihre Lebensweise, die von einer inneren Verbundenheit mit Jesus geprägt wird, weisen sie auf Jesus hin, machen sie dessen Bedeutung für ihr Leben aufmerksam. Dieser Funke, Gottes Geist, kann dann auch auf andere Mitmenschen überspringen: Auch sie können zu Jesus und zu Gott finden.

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